Überlieferung: Das zweistrophige Lied ist unikal im Rugge-Korpus in C überliefert. Str. II ist nach Paus, S. 139, ein unechter Zusatz.
Form: 4-a 4-a / 4-a 4-a // 4-a 3b 2-c 2-c .3b
Es liegen neunversige Stollenstrophen vor (alternativ: V. 7–9 als ein Vers mit zwei Binnenreimen, so MF/MT). Auftakt in II,7f. Männliche Kadenz des c-Reims in Str. II.
Tervooren, S. 61, sieht in der Form eine Nachahmung der romanischen coblas unissonans.
Inhalt: Gnomische Kritik an falscher Freundlichkeit und schlechten Ratgebern. Zentral ist das Verhältnis von schönem Äußeren und trügerischem Inneren.
Str. I: Der Gruß desjenigen, der dem Sprecher (in Wirklichkeit) keine Freude vergönnt, wird mit dem Biss eines Hundes verglichen, der denjenigen beißt, der ihm eigentlich nichts antut. Zur Verbindung des Hundes mit Neid und zu seiner Rolle als Bild für falsche Schmeichler vgl. Schönbach, S. 94.
Str. II: Der treue Freund handelt nur aufgrund des Rates schlechter Leute falsch. Diese sollten nicht schöne Kleidung und einen valschen muͦt (II,6) tragen. Ihr Lachen verheißt nichts Gutes.
Boll, S. 317–320, erwägt, beide Strophen als Frauenstrophen zu lesen: »In Strophe 1 geht die Sprecherin scharf ins Gericht mit männlichen Werbern, die zwar um sie werben, doch die ihr tatsächlich niemals wirkliche Freude wünschen. Davon nimmt sie in der zweiten Strophe ihren Freund aus« (S. 319). Rudolph, S. 125–128, hält es nur für die zweite Strophe wahrscheinlich, dass sie auch als Frauenrede gelesen werden kann, und sieht in der Polyvalenz der Sprecherposition ein zentrales Merkmal des Tons.
Sandra Hofert