Überlieferung: Die Sangspruchstrophe ist im anonymen Freidank-Anhang in H überliefert als eine von sieben zusammengestellten Strophen gleichen Tons. Eine Parallelüberlieferung des Abgesangs findet sich am Ende des Spervogelkorpus in C.
Form: .4a .3b .3c / .4a (.)3b .3c // .4d (.)4d (.)4+(.)3-e (.)4+.3-e (Der Junge Spervogel, Ton I)
Inhalt: Absage an den falschen Schein, Lob des wahrhaft Guten.
Die beiden Überlieferungsträger geben verschiedene Aufgesänge, die ähnlichen Abgesänge warnen vor falschem Schein: Nicht am Äußeren, an der Kleidung ist der Mensch wirklich zu erkennen, denn auch ein Wolf im Zobelpelz bleibt ein Wolf.
In H steht davor das Bild der Sonne, die man – anders als man es beim Menschen tun soll – wegen ihres hellen Glanzes wertschätzt. Auch der Sprecher würde gerne so handeln wie diejenigen, die (wie die Sonne) über das Beste verfügen, wenn sich doch das Glück seiner annehmen würde.
Auch in C wird dem Bild des falschen Scheins im Abgesang ein Gegenbild vorangestellt: der verständige Mensch, welcher der Schatz der Welt ist. So wie dieser Schatz nicht gestohlen werden kann, so soll auch niemand die Worte des Sprechers geheim halten. Dies ist möglicherweise ein Aufruf, die Worte (wie einen durch Wiederholung nicht stehlbaren Schatz) nachzusprechen und zu verbreiten. Wo das Ich sich also in H wünscht zu den Glücklichen zu gehören, inszeniert sich der Sprecher in C selbstbewusst als einer der Verständigen, dessen Dichtung in einem kunstlosen (ungebildeten) Gewand erscheinen mag, dessen Worte jedoch bedeutsam sind. Aufgrund des schwerer nachzuvollziehenden Gedankengangs in H sowie möglicher Bezüge der C-Fassung zur ersten in C unter Spervogel überlieferten Strophe, vermutet Carl von Kraus (KLD II, S. 326) in H die ursprüngliche Fassung.
Carl von Kraus (KLD II, S. 326) sieht ferner Parallelen zu Freidank 112,19, 137,9, 49,19f.
Sandra Hofert
C Sperv 54 = KLD 38 h 21; MF 244,49; RSM ¹SpervA/2/5aZitieren | |||
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 417va | |||