Überlieferung: k überliefert ein Bar aus drei Sangspruchstrophen als erstes Bar von dreien (s. Überschrift), die dort dem Ton des Jungen Stolle zugeschrieben werden. Eine Abschrift der ersten Strophe findet sich in w4 (mit Melodieüberlieferung auf 11r), wobei der Ton dort ebenfalls Stolle zugeordnet wird. Der Ton entspricht Ton I des Jungen Spervogel: Parallelüberlieferungen zu den Str. II und III finden sich als Einzelstrophen im Korpus des Jungen Spervogel in A sowie im Spervogel-Korpus in C. In A eröffnen sie das Dichter-Korpus und werden gefolgt von zwei tongleichen Strophen; der gleiche Verbund jener vier tongleichen Strophen findet sich in C.
Form: .4a .3b .3c / .4a (.)3b .3c // .4d (.)4d (.)4+(.)3-e (.)4+.3-e (Der Junge Spervogel, Ton I)
k I,9 ist vierhebig (ebenso in w4), sodass der Ton des Jungen Stolle als Variante des Spervogel-Tons bezeichnet werden könnte. Mertens/Wachinger, Sp. 914, vermuten: »Bei der Ergänzung der älteren Einzelstrophen zum Dreierbar [in k] [...] hat man sich also nicht die Mühe gemacht, die Texte an die jüngere Fassung des Tons anzupassen«.
Weitere Abweichungen in k: I,2 hat der hsl. Lesart folgend eine weibliche Kadenz (möglicherweise ist der Vers verderbt, vgl. Konjekturen in KLD). Männliche Kadenz im e-Reim von Str. II; in Str. III ist der e-Reim hsl. gestört.
Inhalt: Die in k erste Strophe inszeniert ein Schachspiel um Leben und Tod zwischen dem jungen Sprecher und demjenigen, der ihm das ›Spielen‹ beigebracht hat. Das Spiel um die Meisterschaft lässt sich auch als Sängerwettstreit lesen. Mertens/Wachinger, Sp. 914f., vermuten, dass das jugendliche Ich (vgl. I,6,10) mit der Autorfiktion des Jungen Stolle zusammenhängt (s. Überschrift in k). Die Strophe gilt als jüngste des Bars.
Inhaltlich nur lose daran anschließend, warnt die in k zweite Strophe, Einzelstrophe in AC, vor falschen Freunden: Dem Ich rennt jemand voraus, der ihm die Brücke einreißt, obwohl er freundlich getan hat (k: ihn von der Brücke wirft, wie vorher angekündigt – V. 8 ist möglicherweise verderbt). Verallgemeinernd und das Bild mit einem weiteren Bild parallelisierend wird die Verbindung freundlicher Rede mit falscher Gesinnung auf das Erzeugen von Lockrufen bei der Jagd übertragen, bevor abschließend der Freund als wahrer Feind demaskiert wird (in AC mit sprichwörtlicher Allgemeingültigkeit, in k bleibt der Bezug auf das Ich deutlich).
Die dritte Strophe in k, in AC die folgende Einzelstrophe, setzt sich mit Kritikern auseinander, wobei mit dem Motiv des Malers (neben dem Schachspieler aus k I / w4) ein weiteres Bild für den Dichter gegeben wird: Zum Malen gehört Kritik durch die anderen Maler, die, wenn diese ihre Kritik nicht mit böser Absicht äußern, den Maler zu noch besseren Bildern verhelfen (anders k, wo das Schimpfen über die Kunst verurteilt wird; gleichzeitig wird das Motiv von Gott als Künstler aufgerufen, der den fehlerhaften Malern gegenübersteht und der von dem Ich gelobt wird). Ein weiteres Bild schließt sich an: Wer Bier braut und noch nicht weiß, wie es ihm gelingt, der soll das Bier anderer erstmal loben (k: der soll sein eigenes Bier noch nicht loben).
Sandra Hofert
C Sperv 28 = KLD 38 h 22b; MF 242,13; RSM ¹SpervA/2/2bZitieren | |||
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 416vb | |||