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Walther von der Vogelweide, ›Du̍ kron ist elter danne der ku̍nig Phylippe si‹ (B 109) Lied zurückLied vorDruckerTEI Icon

Überlieferung (Synopt. Schema)

B Wa 109
C Wa 295

Kommentar

Überlieferung: Der sog. ›Kronenspruch‹ ist in B und C überliefert. In C ist dies die erste Spruchstrophe im Ersten Philippston, gefolgt von der ›Magdeburger Weihnacht‹, in B ist die Reihenfolge – entgegen dem Ablauf der historischen Ereignisse – vertauscht.

Form: .6a .6a .5-b / .6c .6c .5-b // .4d .6d .5-e / .4f .6f .5-e, siehe Tonkommentar.

Inhalt: Die Spruchstrophe entstand im Zuge der Krönung Philipps von Schwaben (September 1198) und damit in zeitlicher Nähe zur tongleichen ›Hofwechselstrophe‹. Während des deutschen Thronstreits versuchten sich sowohl Otto von Braunschweig als auch Philipp von Schwaben als künftige Herrscher durchzusetzen. Walther als staufischer Parteigänger gehörte dem Lager Philipps an, seine Spruchstrophe kann als eine Art Rechtfertigung für dessen Königskrönung angesehen werden. Dabei wird ein wechselseitiges Verhältnis zwischen Philipp und der Reichskrone inszeniert: In B besteht dieses Verhältnis aus dem herrscherlichen Glanz, wobei die Krone durch ihre Edelsteine leuchtet, Philipps splendor hingegen aus seiner Tugend resultiert. In C handelt es sich um ein gegenseitiges Anlachen, das laut Wa/Bei »einen ebenso guten Sinn« ergibt (S. 584).

Grundmotiv ist das Zusammenpassen der beiden, die immer schon, bereits von der Entstehung der Krone her gedacht (V. 3f.), eine Einheit bilden. Der abschließende Appell an die Fürsten, die sich bei ihrer Parteinahme unsicher sind (swer des riches ierre ge; V. 10) und die die Krone Philipps als ihren laitesterne (V. 12) ansehen sollen, überhöht dieses Bild noch einmal. Dass ›der Waise‹, der singuläre Edelstein in der Reichskrone, den Walther auch in Ich horte du̍ wasser diessen (C Wa 4 et al.) erwähnt, als Leitstern bezeichnet wird, schafft eine Verbindung zum Christusstern, dem dann die Weisen in der tongleichen und wohl zeitnah entstandenen Spruchstrophe der ›Magdeburger Weihnacht‹ folgen. Auch die hier bereits angedeutete quasi-religiöse Überhöhung Philipps findet dort ihre Fortsetzung. Die Forschung geht daher von einer engen Verbindung und Zusammengehörigkeit beider Strophen aus.

Das Lied gilt als eines der wichtigsten historischen Dokumente für die Geschichte des Waisen.

Björn Reich

Kommentar veröffentlicht am 23.09.2024.
 B Wa 109 = L 18,29; RSM ¹WaltV/6/1aZitieren
Digitalisat
Weingartner Liederhandschrift (Stuttgart, LB, HB XIII 1), pag. 169
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