Überlieferung: Die Strophe ist unikal in C überliefert.
Form: .4a .4a .5-b / .4c .4c .5-b // .5-d .5-d .7e .5-f .5-f .7e .7e (Walther von der Vogelweide, Erster Thüringerton), siehe Tonkommentar.
Inhalt: Die Strophe warnt zunächst in allgemeiner Lehre vor falschen, nicht angemessenen Ratgebern. Diese Angemessenheit wird am ständischen Rang festgemacht und das Sänger-Ich beklagt, dass die hohen vor den kemenaten (V. 7) warten müssen, während drinnen die Emporkömmlinge das Sagen haben. Dabei wird mit den Begriffen hoch und nider zwar eindeutig die ständische Zugehörigkeit angesprochen, zugleich aber das allgemeinere Bild des Fortunarades evoziert. In Vers 12 wird die allgemeine gnomische Lehre verlassen und anscheinend auf eine konkrete politische Situation angespielt. Das zuvor lehrend-distanzierte Sprecher-Ich tritt nun mit dem Pronomen uns (V. 12) auf eine Ebene mit den Rezipienten. Die Forschung nimmt an, dass sich die Strophe gegen die Politik Philipps von Schwaben richtet, der versuchte, die Ministerialen zu stärken (vgl. Schweikle, S. 484). Möglich wäre daher eine Entstehung am Thüringer Hof (also in den Jahren 1204/05) als eine Art Solidaritätsbekundung mit Landgraf Hermann von Thüringen.
Björn Reich
C Wa 35 (32 [32]) = L 83,14; RSM ¹WaltV/15/4Zitieren | |||
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 126va | |||