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Walther von der Vogelweide, ›Der anegenge nie gewan‹ (C 278–281) Lied zurückLied vorDruckerTEI Icon

Überlieferung

C Wa 278–281

Kommentar

Überlieferung: Die vier Strophen sind unikal in C überliefert.

Form: .4a .4a / (.)5-b (.)5-b // (.)5c .4-d (.)4-d .4c, siehe Tonkommentar.

Inhalt: Die hsl. ersten Strophen des Bognertons bilden eine Einheit, die nicht nur durch gemeinsame Motive und Themen gegeben ist, sondern auch durch direkte textliche Binnenverweise, und damit ein ›Spruchlied‹ bzw. einen ›liedhaften Sang­spruch‹ (vgl. Halbach, S. 56). In der ersten Strophe wird zunächst Gott selbst als Herr über die Zeit, der anegenge und ende schafft, gepriesen (I,1–3). Ihm gebührt das erste Lob (I,6) des Sänger-Ichs. In der zweiten Strophe setzt sich das Loblied hierarchisch fort, nun steht die Himmelskönigin Maria im Zentrum des Preises. Alte und Junge sollen ihr Lob singen (II, 6), was ihnen – so das Sänger-Ich – leicht fallen dürfte, denn Maria ist guͦt ze lobenne, si ist guͦt (II,8). Die fast schon hymnische Pointe wird nun in Str. III jäh gebrochen: Zwar bekennt das Sänger-Ich, dass nun eigentlich oͮch (III,1) die Engel Gottes zu loben wären, doch wird das Lob zunächst zurückgestellt und die Engel müssen sich die gleichsam inquisitorischen Fragen gefallen lassen, was sie denn zum Wohl der Christenheit beigetragen hätten. Gerade angesichts ihrer Möglichkeiten wäre es für die Engel doch ein Leichtes, die Heiden zu besiegen. In Str. IV werden die Erzengel Michael, Gabriel und Raphael (IV,1f.) in die Pflicht genommen, mit ihren Engelschören (IV,4) zuerst den Heiden zu schaden, bevor ihnen Lob zuteil werde.

Uneins ist sich die Forschung über die Einordnung des komischen, »fast übermüthigen Liedes« (Burdach, S. 83). Es nimmt wohl Bezug auf das 1227/28 begonnene Kreuzzugsunternehmen Friedrichs II. und kann als eine an Papst Gregor IX gerichtete Entschuldigung Friedrichs gelesen werden (Gregor hatte Friedrich für seine Säumnis gebannt), wenn sogar die Engel Gottes ihre Pflichten versäumen (so Kraus, S. 314); als Mahnung an die zögernden Adligen, die wie die Engel Gottes drohen, ihre Pflicht zu vernachlässigen (Wilmanns, S. 295); oder als Bekräftigung der Notwendigkeit des Kreuzzuges (wenn die Engel ihre Pflichten versäumen, müssen es die Menschen richten).

Björn Reich

Kommentar veröffentlicht am 01.10.2024.
 C Wa 278 (274 [292]) = L 78,24; RSM ¹WaltV/14/1Zitieren
Digitalisat
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 136va
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 I
 
 C Wa 279 (275 [293]) = L 78,32; RSM ¹WaltV/14/2Zitieren
Digitalisat
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 136va
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 II
 
 C Wa 280 (276 [294]) = L 79,1; RSM ¹WaltV/14/3Zitieren
Digitalisat
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 136va
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 III
 
 C Wa 281 (277 [295]) = L 79,9; RSM ¹WaltV/14/4Zitieren
Digitalisat
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 136va
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 IV
 
 
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