Überlieferung: Die Strophe ist fast textgleich in C und D überliefert.
Form: (.)4a (.)4a .5-b / (.)4c (.)4c .5-b // (.)4-d (.)4-d (.)4e .5-f (.)4-g (.)4-g (.)4e .5-f (.)4e (Walther von der Vogelweide, Hofweise (Wendelweise; Wiener Hofton)), siehe Tonkommentar.
Inhalt: Weltklage.
Die Strophe beklagt mit topischen Motiven den aktuellen Zustand der Welt, indem sie sie direkt als personifiziertes Gegenüber anspricht. Beklagenswert ist insbesondere die Tatsache, dass die Besitzgier zu- und die milte abgenommen hat (V. 10f.); ein häufiges Thema bei Walther, das auch hier durch die Kontrastierung des Jetztzustands mit einer glanzvolleren Vergangenheit (V. 9) erfolgt. Auffällig ist außerdem die Emphase, die in D durch den einleitenden Owe-Ruf (D V. 1) noch verstärkt wird und die insgesamt durch (weitere) Ausrufe (V. 10), die fast schon explizite Weltabsage (V. 5f.) und die starke Betonung ihrer Lasterhaftigkeit (V. 8) erreicht wird.
Die Forschung hat in der Strophe bisweilen eine persönliche Betroffenheit Walthers sehen wollen, dessen Schicksal als Fahrender möglicherweise stark von der Freigebigkeit seines Publikums abhängig war (vgl. Schweikle, S. 461).
Björn Reich
C Wa 300 (296 [314]) = L 21,10; RSM ¹WaltV/7/3aZitieren | |||
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Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 137vb | |||