Überlieferung: Die Strophe ist in C und D fast textgleich überliefert.
Form: (.)4a (.)4a .5-b / (.)4c (.)4c .5-b // (.)4-d (.)4-d (.)4e .5-f (.)4-g (.)4-g (.)4e .5-f (.)4e (Walther von der Vogelweide, Hofweise (Wendelweise; Wiener Hofton)), siehe Tonkommentar. Dreisilbige Takte in V. 3 und 14.
Inhalt: Zentralbegriff der Spruchstrophe ist das Wort boͤse, dass in den 15 Versen gleich sieben Mal auftaucht. Beklagt wird auch hier der sich stetig verschlechternde Zustand der Welt seit urdenklichen Zeiten: Als Ausgangspunkt der Strophe dient König Nebukadnezars Traum von den vier Weltreichen (nach Dan 2), der häufiger in der Spruchdichtung herbeizitiert (vgl. z.B. H Namenl/17vb 4) und in der didaktischen Tradition überaus häufig mit einem sich über die vier Weltreiche hinweg fortsetzenden Werteverfall in Verbindung gebracht wird.
Endpunkt der Betrachtung ist hier nicht das Jüngste Gericht: Da der Grund für den Werteverfall laut Sänger-Ich seine Ursache darin hat, dass die schlechten Menschen immer noch schlechtere Kinder bekommen (so dass sie ihre Bosheit potenziert immer weiter vererben), ließe sich der Werteverfall möglicherweise aufhalten, wenn die tugendelose[n] herren (V. 14) sich nicht mehr fortpflanzten (wenn der Vers nicht einfach als allgemeine Klage verstanden wird). Der letzte Vers wendet sich daher in direkter Adressierung an Gott, der dies verhindern möge. Ob darin, wie Schweikle meint, eine »ironisch-witzige Aufhellung« (S. 467) zu sehen ist, und inwiefern die Strophe allgemein als Fürstenmahnung gemeint sei, ist in der Forschung ungeklärt.
Björn Reich
C Wa 305 (301 [317a]) = L 23,11; RSM ¹WaltV/7/8aZitieren | |||
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Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 138rb | |||