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Walther von der Vogelweide, ›Maria clar, vil hohgeloptu̍ frowe suͤsse‹ (C 338–341) Lied zurückLied vorDruckerTEI Icon

Überlieferung

C Wa 338–341

Kommentar

Überlieferung: Die vier Spruch­stro­phen sind unikal in C überliefert. Sie folgen auf den für den Ton namensgebenden Fürstenspiegel C Wa 337 und stehen nicht mit diesem, aber untereinander in inhaltlichem Zusammenhang (siehe unten). Da C tongleiche Strophen mit derselben Lombardenfarbe auszeichnet, bietet die Hs. keine Anhaltspunkte für mögliche Barbildung(en). In der philologischen Erschließung hat man diesen Befund unterschiedlich interpretiert: Brunner/Wachinger (RSM V, S. 481f.) setzen das Marienlob (Str. I) als Einzelstrophe von dem drei­stro­phigen Bar Str. II–IV ab, Schweikle hingegen zieht alle vier Strophen zu einem »Karfreitagszyklus« zusammen. Die vorliegende Edition wählt, da die Strophen in sich geschlossen und deshalb auch als Einzel­stro­phen plausibel sind, einen Mittelweg und präsentiert die Strophen zwar gemeinsam, setzt sie aber auch voneinander ab.

Form: 6-a 7-a / 6-b 7-b // 6-c 5-c 7d / 6d 5d 7-c, siehe Tonkommentar.

I,2 fügt sich nur durch Zusammenziehung (daz ich > deich) in das Schema, und zu Hebungsprall kommt es in II,2.5; III,10 und IV,4. Beschwerte Hebung ist für I,5 (schépfère) und II,5 (ávè) anzusetzen. Die Störung in Str. II macht sich metrisch in der Überfüllung von II,8 bemerkbar. Auch IV,8 ist überfüllt und IV,6 fügt sich nur dann in das Schema, wenn man im Auftakt dô si zu dôs zusammenzieht. Am Ende von Str. III ist der c-Reim gestört (füeze : süeze : büezen), allerdings ist so das letzte Reimwort identisch mit dem von II,10. Zwar gibt es nur wenige Reimresponsionen, dennoch könnte man sie als formales Argument für die Zusammengehörigkeit der Strophen zu einem Bar ins Feld führen: a-Reim Str. I = c-Reim Str. III; d-Reim Str. III = d-Reim Str. IV.

Inhalt: Marienpreis / Andachts­stro­phen.

In Str. I wendet sich der Sprecher am Beginn gebetshaft an Maria und bittet sie um Beistand. In Naturmetaphern (Maria als ›strömende Flut der Barmherzigkeit‹ V. 3, der der göttliche Geist ›aus dem Herzen erblüht‹ V. 4) umkreist er das Wunder der Inkarnation. Die drei folgenden Strophen vergegenwärtigen andachtsbildartig Christi Leben aus der Perspektive Marias: Verkündigung (Str. II) – Passion (Str. III) – Tod (Str. IV; Longinus-Legende). Mehrere direkte Reden und die allgemeine Mahnung ›des Sünders‹, er solle seine Gedanken auf das Leid Christi richten (III,1f.), erzeugen eine Unmittelbarkeit, die durch die Fokussierung auf die trauernde Maria in Str. III und IV noch gesteigert wird: Sie weint, als sie sein Blut fließen sieht (III,6f.), und verliert ihre Kraft, als Longinus den Speer in Jesu Körper stößt (IV,5–7). Wie ihre Klage an die Anschauung des Sohns gebunden ist, soll auch das Erinnern (und bildliche Vergegenwärtigen) der Szenen beim Sünder zur compassio führen.

Die lineare Abfolge entsprechend der Heilsgeschichte suggeriert einen Zusammenhang der Strophen, die allerdings auch je für sich als abgeschlossene Episoden rezipierbar und in sich verständlich sind.

Sarah Hutterer

Kommentar veröffentlicht am 10.04.2024.
 C Wa 338 (334 [350]) = L 36,21; RSM ¹WaltV/10/2Zitieren
Digitalisat
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 140va
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 I
 
 C Wa 339 (335 [351]) = L 36,31; RSM ¹WaltV/10/3Zitieren
Digitalisat
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 140va
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 II
 
 C Wa 340 (336 [352]) = L 37,4; RSM ¹WaltV/10/4Zitieren
Digitalisat
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 140vb
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 III
 
 C Wa 341 (337 [353]) = L 37,14; RSM ¹WaltV/10/5Zitieren
Digitalisat
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 140vb
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 IV
 
 
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