Überlieferung: unikal in C. Der freie Platz nach der letzten Strophe und die Dominanz von (drei-) oder fünfstrophigen Liedern im Korpus insinuiert, dass dem Lied eine Strophe fehlt.
Form: Kanzone, die sich aber zusehends in einem Reimspiel auflöst. Metrisches Schema:
2-a+2-a 4b / 2-c+2-c 4b // 2b+0d+2-e 4f 4-e 4f 2-e+2-e 4d
Die beiden Strophen sind völlig identisch gebaut, die Alternation ist regelmäßig mit Ausnahme von II,4. Völlig unsicher ist angesichts des Reimreichtums die Frage des Zeilenfalls bzw. der Binnenreime. Die Edition folgt KLD; für Binnenreime sprechen (wenn auch lange nicht zwingend) die Verssymmetrie (überwiegend vierhebige Verse), die Bildung syntaktischer Einheiten sowie der zweite Binnenreim in V. 5, der schon deshalb nicht Endreim sein kann, weil nicht ausgemacht ist, ob die Reimsilbe in diesem Fall in der Hebung oder in der Senkung steht. Für die Annahme einer Hebung spricht der Reim, die Quantität der fraglichen Silbe und der jeweiligen Vorsilbe macht die Annahme von zwei taktfüllenden Hebungen immerhin möglich; gegen eine solche Annahme steht das metrische Muster in V. 1, 3, 7 und 9. Vgl. den Kommentar zu C Wint 4 (mit Verweisen).
Die hohe Reimdichte (»Der künstliche Ton«, von Kraus, S. 584) führt zu syntaktischen Experimenten, die sich z. T. in Auslassungen (z. B. des Artikels), häufiger in extravaganten Wortstellungen niederschlagen, wie sie im Latein geläufig sind. Ob es angeraten ist, diesen Charakter über Umstellungen und Konjekturen zu bändigen (siehe zu II,4. 8), muss fraglich sein.
Inhalt: Der winterliche Natureingang steht parallel zur Not, die dem Ich der Minnedienst einbringt, von der es singt und zu der es sich bekennt. Die Konventionalität der Minneklage kontrastiert mit der außergewöhnlichen Formgebung.
Intertext: von Kraus, S. 584 bringt einige Similien zu Gottfried von Neifen bei, die wenig spezifisch wirken.
Florian Kragl