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Reinmar von Zweter, ›Swel wip wil, daz man si nith enzihe‹ (R₁ 1 2) DruckerTEI Icon

Kommentar

Überlieferung: Zwei Strophen sind in R1 unter Der von zweter tradiert. Sie bilden zusammen mit einer weiteren Reinmar von Zweter zugeschriebenen Strophe (R1 Zwet 3), vier Strophen des von Kolmas (R1 Kolm 1–4) sowie einer mit Herre walth(er) überschriebenen Strophe (R1 Wa/HofW 1) einen Lyrik-Anhang zum in der Handschrift vorausgehenden Schwabenspiegel.

Die zweite Strophe ist zudem anonym in der Niederrheinische Liederhandschrift N überliefert.

Wackernagel geht von einer »Verwechslung beider Reimare« (S. 122) aus und schreibt die Strophen Reinmar (d. A.) zu. Lachmann und Haupt (MF/LH) führen die beiden Strophen im Anhang zu Reinmar (d. A.), Moser und Tervooren (MF/MT) unter ›Pseudo-Reinmar‹. Auch aus formalen und inhaltlichen Gründen wird die Autorschaftsfrage diskutiert (s. unten). Eine Übersicht über die Forschungspositionen zur Zuschreibung gibt Tervooren, S. 227.

Form: .5-a .5b / .5-a .5b // .4-c .4d .4-c .4d

In N ist der c-Rein gestört; dafür reimt V. 7 mit dem a-Reim des Aufgesangs. In beiden Überlieferungszeugen liegt ferner ein Schlagreim im letzten Vers der Strophe vor. Unterfüllt sind N Namenl/94v 19, V. 1. Kein Auftakt in R1 I,7; II,3.

Während das RSM V, S. 295, die Strophen unter Reinmar von Zweter führt, als einzige Beispiele für dessen Ton VI (1ReiZw/6/1–2), weist Touber, S. 74, die Strophenform u. a. bei Albrecht von Johannsdorf (mit Kadenz­wechsel im a-Reim) nach; Ranawake, S. 235, sieht eine Verwandtschaft zur nordfranzösischen Blockkanzone aus Zehn- und Siebensilbern. Regel, S. 159f., weist zudem auf Parallelen zu Reinmars (d. A.) Minneliedern hin.

Inhalt: Gesellschafts- und Zeitenklage.

Wenn eine Frau nicht möchte, dass schlecht über sie geredet wird, sie aber nicht dementsprechend handelt, dann wird sich ihr Ruf nicht bessern, so die erste Strophe.

Die zweite Strophe erweitert die Perspektive: Überall in der Welt geht es immer schlechter zu. So beklagt die mit einer laudatio temporis acti verbundene Gegenwartsschelte die zunehmende Sündhaftigkeit der Welt, die hier mit einem Verlust von Freude einhergeht.

Im Zuge der Autorschaftsfrage wird versucht, die Zuschreibung der Strophen zu Reinmar (d. A.) über ihren Anschluss an die Minnethematik zu plausibilisieren. Ein solcher Anschluss ließe am ehesten der Beginn der in R1 unikal überlieferten Strophe zu. Hierin kann einerseits eine Aufnahme des Motivs von der Macht des Minnesängers über die Dame gesehen werden, der nur die lobenswerten Damen preist (Regel, S. 181, sieht in R1 Zwet 1, V. 8 eine Parallele zu B Reinm 5 / C Reinm 7, V. 8). Andererseits sind die Verse von einem gnomisch-allgemeingültigen Charakter geprägt, der auch die zweite Strophe beherrscht, wo gleichzeitig jedoch mit dem Motiv der fröude ein Minnesang-typisches Konzept aufgerufen wird, welches enggeführt wird mit der Vorstellung himmlischer Freuden und göttlicher Glückseligkeit.

Sandra Hofert

Kommentar veröffentlicht am 26.01.2022; zuletzt geändert am 13.10.2023.
 R₁ Zwet 1 = MF/MT Reinm LXVIII,1; RZ 340; RSM ¹ReiZw/6/1Zitieren
Digitalisat
Zürich, Zentralbibl., Ms. Z XI 302, fol. 106rb
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 R₁ Zwet 2 = MF/MT Reinm LXVIII,2; RZ 341; RSM ¹ReiZw/6/2aZitieren
Digitalisat
Zürich, Zentralbibl., Ms. Z XI 302, fol. 106rb
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