Autor
Hesso von Rinach gehörte einer Ministerialenfamilie aus dem Aargau an, deren Stammsitz beim heutigen Reinach lag. Der ansonsten eher seltene Name Hesso wurde im 12. und 13. Jahrhundert an mehrere Familienmitglieder vergeben; deshalb ist nicht sicher, welcher Hesso der Sänger war. Der älteste, der in Betracht kommt, urkundet 1196 und 1210 mit seinem Bruder Arnold.
Ein jüngerer Hesso war Geistlicher. Er war von 1239 bis 1247 Leutpriester in Hochdorf, ist im Jahre 1250 im Stift Beromünster und 1254 in Zofingen als Chorherr nachgewiesen. Ab 1265 war er Stiftspropst zu St. Leodegar in Schönenwerd im Kanton Solothurn. Bis 1276 kommt er in Urkunden vor. Er starb wahrscheinlich um 1280, spätestens 1282, als sein Nachfolger als Propst in Schönenwerd urkundlich erscheint.
Den Dichter vermutet man eher in dem jüngeren Hesso. Karl Bartsch schließt wegen des Charakters der Lieder den älteren aus und argumentiert mit der Autorminiatur im Codex Manesse (fol. 113v), die einen reich gekleideten Mann vor einer Burg zeige, der eine Gruppe Armer, Kranker und Behinderter empfange. Diese Wohltätigkeit deute auf den geistlichen Herrn hin (SM, S. LXXVIII). Allerdings hat dessen Kleidung, wie davor schon Friedrich Heinrich von der Hagen bemerkt hat, »nichts Amtliches oder Geistliches« (HMS, Bd. 4, S. 148). Die Tatsache, dass dieser zweite Hesso Geistlicher war, schließt ihn allerdings auch nicht als den Minnesänger aus. Geistlichen Standes waren auch Rost von Sarnen und eventuell Heinrich von der Mure (vgl. Schweikle, Sp. 1201).
Überlieferung und Werk
Hessos Werk besteht aus nur zwei Minneliedern, die unikal in C überliefert sind. Helmut de Boor zählt Hesso zu den Dichtern der ›Neifen-Gruppe‹ (de Boor, S. 264); das Motiv des roten Mundes und andere Ähnlichkeiten sprächen für den Einfluss Gottfrieds von Neifen. Wenn Hesso von Gottfried, der zwischen 1234 und 1279 bezeugt ist, beeinflusst wurde, dann dürfte der ältere Träger des Namens, der schon 1196 und 1210 urkundet, als Autor der beiden Lieder auszuschließen sein.
Stefanie Köpf