Autor
Der Dichter wird der Familie der freien Herren von Scharfenberg zugeordnet, deren Stammburg bei Ratschach lag, dem heutigen Rateče in der Unterkrain; die Texte verweisen in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts. Eventuell ist an einen der vier Brüder Heinrich, Leopold, Wilhelm und Ulrich von Scharfenberg zu denken, die von 1252 an urkundlich bezeugt sind, mit Kärnten und der Steiermark in vielfältiger Verbindung standen und deren Vater Heinrich von Scharfenberg 1227 gemeinsam mit Ulrich von Liechtenstein urkundet (vgl. Glier, Sp. 605).
Überlieferung
Der von Scharfenberg ist unikal in der Manessischen Liederhandschrift überliefert. Mit dem von Wildonie, dem von Suonegge und Herrn Konrad, Schenk von Landeck, macht der von Scharfenberg die XIX. Lage der Handschrift aus und gehört zu einem Untersegment des sogenannten Grundstock-Segments B, dessen Entstehung zeitlich nicht genau einzuordnen ist (vgl. Henkes-Zin, S. 35 und 44).
Die Miniatur zeigt eine Bildformel, die bekannt ist als gerichtlicher Zweikampf (vgl. Walther, S. 140): Zwei Männer gehen mit erhobenen Schwertern aufeinander los. Im oberen Bildfeld schauen fünf Frauen von Zinnen herab und dem Zweikampf zu.
Werk
Unter dem von Scharfenberg sind zwei Gesprächslieder überliefert. Das erste ist ein an Neidhart erinnernder Dialog zwischen Mutter und Tochter, in dem die Mutter versucht, die Tochter davon abzuhalten, tanzen zu gehen; im zweiten Lied unterhalten sich zwei verlassene, Liebesschmerz empfindende Freundinnen mit einer dritten, die wegen ihres Geliebten glücklich ist.
Simone Leidinger