Überlieferung: In B und C unter Friedrich von Hausen. Textvarianz geht meist einher mit formalen Besserungen in C.
Form: .4-a .4b / .4-a .4b // .4b .4-a .4-a .4c .4c .4c
Die Schlussterzine ist metrisch nicht eindeutig, die Strophen wirken zudem leicht unterschiedlich; um die Isometrie durchzuhalten, wäre in I,10 (sélè) und II,8 (hérzè bzw. belíbèt) beschwerte Hebung anzusetzen, I,9 hätte daktylischen Charakter.
In Bezug auf den b-Reim sind Str. I und II durchgereimt. Die Verse der Schlussterzine, die in beiden Strophen untereinander rein reimen, fügen sich assonierend zu den b-Reimen.
Kein Auftakt in I,5, II,4, C I,1, B II,7. In I,1 und II,3 hat B assonierende, C reine Reime, in C II,7 alternieren anders als in B Hebung und Senkung.
Inhalt: Trennungsklage.
Trotz maßlosen Liebeskummers dankt das Ich Gott für die Liebe zu einer Dame. Mit den letzten beiden Versen klingt Kreuzlyrik an: Würde das Ich solchen Schmerz um Gottes wegen erleiden, wäre seine Seele gerettet. Der Liedeingang ist in B und C leicht unterschiedlich, vermutlich im Zuge einer Besserung der Reimqualität in C. Die korrumpierte Initiale in B I,1 geht vermutlich schlicht auf einen Fehler des Rubrikators zurück (Schweikle, S. 157).
Mit Str. II beteuert das Ich seine Treue bis zum Lebensende und sendet – ein zweites bekanntes Motiv – der Geliebten aus der Ferne statt eines Boten seine Lieder. Die Trennung von herze und lip (II,7–10), die hier die Hingabe des Ichs unterstreicht, wird prominent problematisiert in Min herze unde min lip, die wellent schaiden (B Hausen 10f. et al.).
Simone Leidinger