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Gottfried von Neifen, ›We dir, winter ungehu̍re‹ (C 77–81) Lied zurückLied vorDruckerTEI Icon

Überlieferung

C Neif 77–81

Kommentar

Überlieferung: unikal in C.

Form: 4-a 4-b 4c / 4-a 4-b 4c // 4d 4-e 4-e 4d

Nicht nur durch die gleichmäßige Metrik, sondern auch im Hinblick auf den Reim – zu den identischen kommen im Aufgesang von Str. IV (IV,1/5 und IV,2/4) grammatische Reime – ist das Lied stark durchformt (zur Gruppe der vierhebigen Strophenformen mit Dreivers-Stollen bei Gottfried vgl. Kuhn, S. 47f.). Den Auftakt in V,3 beseitigt von Kraus durch Wortumstellung.

Inhalt: Die Strophenform verschiebt die Aufmerksamkeit weg vom Inhalt (thematische Entwicklung von Winternatureingang und Liebesklage zur Hoffnung auf Liebesglück) hin zu Rhythmus und Klang.

I ist ein Winternatureingang, mit dem das Ich den personifizierten Winter anredet. Der zweimalige Ausruf we dir (I,1/2) am Liedbeginn wird am Beginn der zweiten Strophe verkürzt aufgegriffen (We), hier leitet er eine Liebesklage ein. Sie gipfelt in einer Androhung des Ichs, mit Sang (und damit Dienst) aufzuhören (vgl. II,9f.), deren metapoetische Komponente durch die Anrede an die Rezipienten (ratent) betont wird. Str. III teilt sich in eine Anrede an die Minne (vgl. III,1–7) und eine an die Geliebte (vgl. III,8–10); mit letzterer mahnt das Ich eine gegenseitige Dienst-Lohn-Verpflichtung an. Die Konjektur durch von Kraus von minnewunden zu mîne wunden (III,1) tilgt eine Wortdoppelung innerhalb des Verses, die das Lied an der Stelle der Reimposition (identische Reime) zum Prinzip macht. Str. IV und V richten sich auf die Möglichkeiten der Dame; die Strophen setzen parallel mit si mag ein und richten sich beide mit seht an die Rezipienten (IV,7; V,10). Im Aufgesang von IV stoßen die – hier zusätzlich grammatischen – Reime den inhaltlichen Chiasmus vom gebundenen Herzen an, das das Ich zur Geliebten sendet. Die variierende Wortrepetition im letzten Vers (ku̍sche unku̍sche, IV,10) ist hier vorrangig auf Klangwirkung abgestellt. Str. V ist ein spezifischer Frauenpreis, der Schönheit (vgl. V,1–5), tugende, selde und heil (V,6f.) der Dame hervorhebt. Der frohe Ausruf hei (V,8) steht dabei im Kontrast zu den we-Exklamationen in Str. I und II und bestärkt emphatisch die Hoffnung des Ichs auf Liebesglück, mit der die Strophe endet.

Simone Leidinger

Kommentar veröffentlicht am 01.01.2019; zuletzt geändert am 15.01.2019.
Gehört zur Anthologie: Minne- bzw. Werbelied
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Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 36ra
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