Überlieferung: Das Lied ist in drei Handschriften überliefert; in A und C mit jeweils drei Strophen, die identisch geordnet sind und nur geringe Unterschiede aufweisen. In E findet sich die erste Strophe mit leichten Abweichungen sowie eine weitere, nicht in AC erhaltene Strophe. In E ist das Lied außerdem Teil eines fünf tonunterschiedliche Strophen umfassenden Verbundes (vgl. den Kommentar zu E Reinm 138–142).
Form: .4a .5b / .4a .5b // .5c .5c .5d .7d
Kanzonenstrophe. Das metrische Schema ist insgesamt in allen Handschriften sehr unregelmäßig, so dass sich immer wieder auftaktlose oder überfüllte Verse finden (etwa AC I,7, AC II,5, AC III,6 oder E II,2).
Inhalt: Minneklage.
Das Sänger-Ich beginnt sein Lied mit der Frage, warum sich die Geliebte so verhalte, wie sie es tut (I,1): Sie nimmt nämlich den Dienst des sie Liebenden nicht wahr (I,4), so dass er zugrunde gehen muss (I,2). Dabei wird die Minnedame von Anfang an als reine (I,1), tugendhafte Frau geschildert – ein geradezu hymnischer Lobpreis, der sich durch alle Strophen des Liedes hindurchzieht und für das Sänger-Ich den einzigen Grund zur Hoffnung bildet: si hat tugent unde ere, da von mag es werden rât (C II,8). Gleichzeitig erkennt das Sänger-Ich aber durchaus sein eigenes pathologisches Verhalten, das im verdenken gipfelt (AC II,5). Sowohl am Ende der dritten AC-Strophe als auch in der abweichenden Schlussstrophe von E steht die Sorge, dass der Liebende seine Zeit mit dem Dienst vergeude.
Björn Reich
A Reinm 62 = MF 190,3Zitieren | |||
![]() Kleine Heidelberger Liederhandschrift (Heidelberg, UB, cpg 357), fol. 4r | |||
I | |||
A Reinm 63 = MF 190,11Zitieren | |||
![]() Kleine Heidelberger Liederhandschrift (Heidelberg, UB, cpg 357), fol. 4r | |||
II | |||