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Reinmar, ›Ein lieb ich mir vil nahe trage‹ (C 1 2 3) Lied vorDruckerTEI Icon

Kommentar

Überlieferung: Als drei­stro­phiges Lied in A und C unter Reinmar. Eine der drei Strophen (C I / A II) tradiert auch B unter Reinmar, die beiden Strophen C II / A I und CA III führt die Handschrift unter Friedrich von Hausen, und zwar innerhalb einer Reihe von vermutlich irrtümlich eingeschobenen Liedern, deren Parallelüberlieferungen im Schwerpunkt bei Reinmar liegen und die den Liedzusammenhang des Kreuzlieds Min herze unde min lip, die wellent schaiden (B Hausen 10f., B Hausen 24f.) stören. Der vierte Überlieferungskontext ist das Budapester Fragment, das eine der Strophen unter Rudolf von Rotenburg tradiert (siehe Kommentar für diese Texteinheit). Textkritisch stehen einander die Reinmar-Versionen einerseits sowie B Hausen und B Rotenburg andererseits nahe (V. 3, 4, 5).

Form: .4a .4b / .4a .4b // .5-c .5-c .3-d .4x .5-d

Die Form weist einige Freiheiten auf. C und B Reinm I,8 weichen mit weiblicher oder klingender Kadenz und ohne Auftakt vom Schema ab. C I,9, C II,5 und C III,8 sind unterfüllt. B Hausen II,7 ist überfüllt, B Hausen I,9 ohne Auftakt.

Inhalt: Drei­stro­phiges Lied mit lockerer Strophenbindung in A und C. Zwei der Strophen heben sich mit deutlich lehrhaftem Gestus von der dritten ab, die Strophenwahl der Parallelüberlieferungen richtet sich nach diesem Unterschied. 

Die Minnestrophe (C I / A II) führt B als Einzelstrophe unter Reinmar. Hier beteuert das Ich seine Liebesbindung, verweist auf den eigenen Gesang zum Preis der Geliebten (C I,3: singe ich unde sage) und beklagt, von ihr getrennt zu sein. Textkritisch stehen einander hier B und C nahe, die Abweichungen zu A sind in den beiden letzten Versen besonders deutlich.

Die beiden lehrhaften Strophen tradiert B als Lied unter Friedrich von Hausen. Sie thematisieren gesellschaftlichen nit und beginnen mit parallelem Satzbau (C II,1: Es wirt ein man; C III,1: Es ist ein nît).

Eine der beiden Strophen – das Budapester Fragment überliefert sie als Einzelstrophe unter Rudolf von Rotenburg – wirkt geradezu gnomisch: Ein Mann, der gesellschaftlichen Umgang pflegt und nach Ehre strebt, erfährt Wertschätzung und Freude (B₂ Rotenb 4, V. 5, betont die Freude mit doppelter Höhe-Semantik am stärksten, C II,5 am schwächsten). Erst mit dem letzten Vers bringt das Ich sich ein: Sollte jemand dieses Verhalten niden, würde das Ich das gerne ertragen. Die letzten drei Verse bieten damit Anknüpfungsmöglichkeit an ein Minnethema.

In Str. C III / A III / B Hausen II weist das Ich gesellschaftliche Missgunst und Unverständigkeit zurück (B Hausen II,4: ›wes vroͤt sich der?‹, stärker wertend C/A III,4: ›wes toͤr(e)t sich der?‹). Die Strophe schließt mit einer emphatischen Betonung der Liebe: Schließlich finde jeder einmal sines herzen ku̍niginne (C III,9).

C setzt die Minnestrophe an den Anfang, in A rahmen die beiden lehrhaften Strophen die Minnestrophe.

Simone Leidinger

Kommentar veröffentlicht am 06.07.2021.
Gehört zu den Anthologien: Minne- bzw. Werbelied, Sangspruchhaftes
 C Reinm 1 = MF 150,1Zitieren
Digitalisat
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 98va
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 I
 
 C Reinm 2 = MF 150,10Zitieren
Digitalisat
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 98va
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 II
 
 C Reinm 3 = MF 150,19Zitieren
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Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 98va
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 III
 
 
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