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Reinmar, ›Die ich mir ze frowen hatte erkorn‹ (C 245–249) Lied zurückDruckerTEI Icon

Kommentar

Überlieferung und Liedzusammenhang: Unikal sind vier Strophen in C tradiert. Ihnen steht eine formal in der Hebungszahl abweichende Strophe voran, die durch die Initialfarbe jedoch als zum vorliegenden Lied zugehörig markiert ist. In E fügt sich diese Strophe als vierte Strophe eines sechs­stro­phigen Lieds ins dortige Formschema (E Reinm 11–16). Inhaltlich findet die Strophe mit der Thematik der rede in beiden Liedern (C Reinm 245–249 und E Reim 11–16) Anschluss.

Henkel, S. 22f., zählt sie zu den ›vagierenden Einzel­stro­phen‹, wertet sie also als – in C – eigenständige Strophe, die nur in E in einen mehr­stro­phigen Verbund eingegliedert ist. Durch die farbliche Markierung der Initiale in C wäre dann lediglich die Auszeichnung von Ein­stro­phigkeit vermieden. Schweikle, S. 371, macht dagegen den thematischen Zusammenhang stark und versteht die Strophe in C als »Prolog zu diesem anders strukturierten Lied«.

Form: 4a .6b / 4a .6b // 4c .4x .7c

Es liegen fünf siebenversige Stollen­stro­phen vor, auch im Reimschema entsprechen Str. I und Str. II–V einander; bezüglich der Hebungszahl weicht jedoch die erste Strophe von den anderen ab: Sie entspricht eher dem Schema des Lieds B Namenl/91 62–65 / C Reinm 105–108 / E Reinm 11–16 (5a 5b / 5a 5b // 4c 6x 5c). Dabei ist in I,1 die Krasis zu ignorieren, um auf fünf Hebungen zu kommen (mit Krasis liegt ein Vierheber mit Auftakt vor: Diech mÍr ...). Zusammen mit formalen Freiheiten im gesamten Lied mag dies die Zusammenstellung von Str. I und Str. II–V begünstigt haben: Unterfüllt sind II,2 sowie V,7. Auftakt haben III,1; V,5; keinen Auftakt II,7; V,6.

Reimresponsionen verbinden nur die Strophen II–V: So reimt der c-Reim von II mit jenem von IV (enmag : tag : mag : tag); der c-Reim von III (man : began) reimt mit der Waise der Folgestrophe (man) sowie mit dem a-Reim von Strophe V (man : kan). Die Waise der dritten Strophe (niht) wird zudem im b-Reim der letzten aufgegriffen (siht : niht).

Inhalt: Minneklage, die das Ineinander von Freude und Leid aufruft, wobei sich das Ich immer wieder in Konkurrenz zu anderen Liebenden und Werbern konturiert. In Str. I und V spricht das Ich in der Doppelrolle als Sänger und Werbender. Der Gesang bildet so eine thematische Rahmung, als deren Teil sich Str. I plausibel zum Rest des Lieds fügt (vgl. Schweikle, S. 371).

Trotz aufrichtiger Lieder, die das Ich seiner Dame gewidmet hat, hat sie ihn nicht erhört (vgl. Str. I). Der Dienst wird ihm den Tod bringen und das Ich ringt mit sich, der Dame zu entsagen. Doch obwohl ihm der Dienst we tuͦt, wäre der Tag der Dienstaufgabe in Bezug auf die froͤiden ein angeslicher tag (vgl. Str. II). Das Ich betont seine Beständigkeit, und so bleibt ihm das Heil des Endes (durch Erhörung oder Dienstaufgabe) versagt (vgl. Str. III). Allein der Anblick seiner Dame würde ihm große Freude bringen. Weder herzeleit noch liebe gibt es ohne sie, und so lebt er fern von ihr als ein ander man (vgl. Str. IV). Er beneidet denjenigen, dem sie ihren Blick schenkt und der dadurch wol sprechen kan. Doch die Dame hört nicht (weder die anderen Werber noch das Ich). Sollte sie ein Lied vernehmen, dann sollte es seines sein, welches er ihr voller Aufrichtigkeit widmet (vgl. Str. V).

Sandra Hofert / Simone Leidinger

Kommentar veröffentlicht am 29.03.2022.
Gehört zur Anthologie: Allgemeines Minnelied
 C Reinm 245 = MF 175,29Zitieren
Digitalisat
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 107vb
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 I
 
 C Reinm 246 = MF 197,15Zitieren
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 II
 
 C Reinm 247 = MF 197,22Zitieren
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 III
 
 C Reinm 248 = MF 197,29Zitieren
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 IV
 
 C Reinm 249 = MF 197,36Zitieren
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Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 108ra
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