Lyrik des deutschen Mittelalters

Überlieferung (Synopt. Schema)

Kommentar

Als Rätselspruch anhebende, stark bildhaft-metaphorische Schelte des untreuen Mannes, den man an seiner zunge erkennen soll. Achnitz weist auf thematisch verwandte Rätselstrophen anderer Sangspruchdichter hin und will in den drei Alexander-Strophen eine Polemik gegen Reinmar von Zweter erkennen (bes. S. 40f.). Die Überlieferung in CJ läuft meistenteils streng parallel, größere Varianz gibt es in Str. II (V. 5, danach Unsicherheiten im Numerus). Metrisch schwierig ist III,11, der in C zu kurz ist, in J aber mit doppeltem Auftakt latent Überlänge hat.

Zu Überlieferung, Form und Musik siehe auch den Tonkommentar.

Florian Kragl

► Literatur

Kommentar veröffentlicht am 01.01.2016; zuletzt geändert am 06.05.2024.


		J WAlex 4 = KLD 1 II 1Zitieren
Jenaer Liederhandschrift (Jena, ThULB, Ms. El. f. 101), fol. 22ra
		I
C 12
		[ini E\|3\|blau]{y\|i}n wunder in der werlde / vert·,
		%Daz #sich allen tugenden / wert·.
		%Val{#s\|sch}l{i\|î}ch[del en del] leben i#st #s{i\|î}n ge/l#v#st·:
		[ini %##V\|2\|schwarz]van ez h{a\|â}t der %#s{y\|i}r{e\|ê}nen #sanc·, /
		{ph\|pf}{aw\|âw}en varwe· #vnd ha#sen wanc·, /
		%Sch{a\|â}fes houbet· #vnd v{o\|u}{x\|h}#ses bru#st· – //[22rb]
		[ini %#V\|2\|schwarz]n#s{e\|æ}lde wirt {y\|i}m n{y\|i}mmer b{u^o\|uo}z· –;
		%S{i\|î}n / wol{p\|f}l{i\|î}ch l{i\|î}{b\|p} h{a\|â}t hennen v{u^o\|uo}z·,
		%S{y\|î}n / kemels[[3 i¬kemlîn, kembel, kemmel~i etc. stm. ›Kamel‹ (Le I, Sp. 1544).]] r{u\|ü}cke h{a\|â}t nateren {tz\|z}agel·, /
		[ini %V\|2\|schwarz]on #s{y\|î}me kranken her{tz\|z}en g{a\|â}t·
		%Ein / #vr#sprinc aller mi#s#set{a\|â}t·:
		%#Vntr{uw\|iuw}en / regen, der {e\|ê}ren hagel. /


		J WAlex 5 = KLD 1 II 2Zitieren
Jenaer Liederhandschrift (Jena, ThULB, Ms. El. f. 101), fol. 22rb
		II
C 13
		[ini D\|2\|rot]en ich al#sus v{u^o\|ü}r<<wundert / h{a\|â}n·,[[3-2 Reim i¬â : a~i ist korpustypisch.]]
		%Daz i#st der #vngetr{uw\|iuw}e / man·,
		%Der mit val#scheit wunder t{u^o\|uo}t·. /
		[ini {%H\|}\|1\|blau]er kan vremeder l{a\|â}ge vil·:[[3 i¬lâge~i stf. ›Hinterhalt, Nachstellung‹ etc. (Le I, Sp. 1812).]]
		%Mit / worten we{k\|ck}en n{y\|î}d{i\|e}c #spil·[[3 i¬nîdec spil~i ist wohl gleich i¬nîtspil~i stn. ›i¬spil~i des Hasses, Feindseligkeit, Kampf‹ (Le II, Sp. 88).]],[[3-6 Die Syntax ist labil, die Störung ist im Vgl. zu C offensichtlich.]]
		v{u^o\|ü}r<<decket / er gif[ho t ho][[1 i¬gift~i$ i¬f~i nachträglich aus i¬git~i korrigiert]]<<berenden m{#v^o\|uo}t.
		[ini %N\|1\|rot]#v wil ich dul-/den #s{y\|î}nen haz·
		#vnde wil {#v\|iu}ch h#erren / l{e\|ê}ren baz·,
		wie man die l{o\|ô}#sen[[3 i¬lôs~i adj. (hier) ›durchtrieben, verschlagen‹ (Le I, Sp. 1956).]] v{y\|i}n-/den mac.
		[ini %I\|1\|blau]n #s{y\|î}nem m#vnde #swebet / ein #str{a\|â}le·[[3 i¬strâl, strâle~i stswf. swm. ›Pfeil‹ (Le II, Sp. 1222f.).]]
		%Mit geluptem[[3 i¬luppen, lüppen~i swv. ›vergiften‹ (Le I, Sp. 1989).]] la#ster<<m{a\|â}le·, /
		%Der {#sc\|sch}{u^o\|u}z i#st gift<<r{i\|î}ch #vnde ir #slac·.[[3 i¬der, ir~i$ i¬diu strâle~i.]] /


		J WAlex 6 = KLD 1 II 3Zitieren
Jenaer Liederhandschrift (Jena, ThULB, Ms. El. f. 101), fol. 22rb
		III
C 14
		[ini N\|2\|blau]#v merket, wie ein li#st{i\|e}c man· /
		%Ein #vnr{ey\|ei}ne_\|z_ #sw{y\|î}n beken-/nen kan·:
		%Er ki#v#set ez b{y\|î} der {tz\|z}#vnge#n. /
		[ini %I\|1\|rot]r herren, daz i#st {uw\|iuw}er re{ch\|h}t·:
		%Swan//[22va]ne {#v\|iu}ch ritter oder kne{ch\|h}t·
		{%Tz\|z}{#v^o\|uo} win/kele habe gedr#vngen,
		[ini %S\|1\|rot]{o\|ô} #sprechet / {o\|û}f #s{i\|î}nes her{tz\|z}en #spehen·:[[3 i¬ûf sînes herzen spehen~i, also: ›zum Auskundschaften seines Herzens‹.]]
		›%Vri#vnt, l{a\|â} / mich d{i\|î}ne {tz\|z}#vngen #sehen·!‹,
		#vn#d mer/kent, wie #sie #s{i\|î} ge#stalt.
		[kl #vn#d kl] i#st #sie dan/ne #swebel<<vare·
		%Oder n{a\|â}teren<<v{e\|ê}ch[[3 i¬nâternvêch~i adj. ›bunt wie eine Natter‹ (Le II, Sp. 40).]] / – des nement ware· –,
		%S{o\|ô} i#st der #selbe / #vntr{uw\|iuw}en balt·. /


		J WAlex 4 = KLD 1 II 1Zitieren
Jenaer Liederhandschrift (Jena, ThULB, Ms. El. f. 101), fol. 22ra
		I
C 12
		[ini E\|3\|blau]{y\|i}n wunder in der werlde / vert·,
		%Daz #sich allen tugenden / wert·.
		%Val{#s\|sch}l{i\|î}ch[del en del] leben i#st #s{i\|î}n ge/l#v#st·:
		[ini %##V\|2\|schwarz]van ez h{a\|â}t der %#s{y\|i}r{e\|ê}nen #sanc·, /
		{ph\|pf}{aw\|âw}en varwe· #vnd ha#sen wanc·, /
		%Sch{a\|â}fes houbet· #vnd v{o\|u}{x\|h}#ses bru#st· – //[22rb]
		[ini %#V\|2\|schwarz]n#s{e\|æ}lde wirt {y\|i}m n{y\|i}mmer b{u^o\|uo}z· –;
		%S{i\|î}n / wol{p\|f}l{i\|î}ch l{i\|î}{b\|p} h{a\|â}t hennen v{u^o\|uo}z·,
		%S{y\|î}n / kemels[[3 i¬kemlîn, kembel, kemmel~i etc. stm. ›Kamel‹ (Le I, Sp. 1544).]] r{u\|ü}cke h{a\|â}t nateren {tz\|z}agel·, /
		[ini %V\|2\|schwarz]on #s{y\|î}me kranken her{tz\|z}en g{a\|â}t·
		%Ein / #vr#sprinc aller mi#s#set{a\|â}t·:
		%#Vntr{uw\|iuw}en / regen, der {e\|ê}ren hagel. /


		J WAlex 5 = KLD 1 II 2Zitieren
Jenaer Liederhandschrift (Jena, ThULB, Ms. El. f. 101), fol. 22rb
		II
C 13
		[ini D\|2\|rot]en ich al#sus v{u^o\|ü}r<<wundert / h{a\|â}n·,[[3-2 Reim i¬â : a~i ist korpustypisch.]]
		%Daz i#st der #vngetr{uw\|iuw}e / man·,
		%Der mit val#scheit wunder t{u^o\|uo}t·. /
		[ini {%H\|}\|1\|blau]er kan vremeder l{a\|â}ge vil·:[[3 i¬lâge~i stf. ›Hinterhalt, Nachstellung‹ etc. (Le I, Sp. 1812).]]
		%Mit / worten we{k\|ck}en n{y\|î}d{i\|e}c #spil·[[3 i¬nîdec spil~i ist wohl gleich i¬nîtspil~i stn. ›i¬spil~i des Hasses, Feindseligkeit, Kampf‹ (Le II, Sp. 88).]],[[3-6 Die Syntax ist labil, die Störung ist im Vgl. zu C offensichtlich.]]
		v{u^o\|ü}r<<decket / er gif[ho t ho][[1 i¬gift~i$ i¬f~i nachträglich aus i¬git~i korrigiert]]<<berenden m{#v^o\|uo}t.
		[ini %N\|1\|rot]#v wil ich dul-/den #s{y\|î}nen haz·
		#vnde wil {#v\|iu}ch h#erren / l{e\|ê}ren baz·,
		wie man die l{o\|ô}#sen[[3 i¬lôs~i adj. (hier) ›durchtrieben, verschlagen‹ (Le I, Sp. 1956).]] v{y\|i}n-/den mac.
		[ini %I\|1\|blau]n #s{y\|î}nem m#vnde #swebet / ein #str{a\|â}le·[[3 i¬strâl, strâle~i stswf. swm. ›Pfeil‹ (Le II, Sp. 1222f.).]]
		%Mit geluptem[[3 i¬luppen, lüppen~i swv. ›vergiften‹ (Le I, Sp. 1989).]] la#ster<<m{a\|â}le·, /
		%Der {#sc\|sch}{u^o\|u}z i#st gift<<r{i\|î}ch #vnde ir #slac·.[[3 i¬der, ir~i$ i¬diu strâle~i.]] /


		J WAlex 6 = KLD 1 II 3Zitieren
Jenaer Liederhandschrift (Jena, ThULB, Ms. El. f. 101), fol. 22rb
		III
C 14
		[ini N\|2\|blau]#v merket, wie ein li#st{i\|e}c man· /
		%Ein #vnr{ey\|ei}ne_\|z_ #sw{y\|î}n beken-/nen kan·:
		%Er ki#v#set ez b{y\|î} der {tz\|z}#vnge#n. /
		[ini %I\|1\|rot]r herren, daz i#st {uw\|iuw}er re{ch\|h}t·:
		%Swan//[22va]ne {#v\|iu}ch ritter oder kne{ch\|h}t·
		{%Tz\|z}{#v^o\|uo} win/kele habe gedr#vngen,
		[ini %S\|1\|rot]{o\|ô} #sprechet / {o\|û}f #s{i\|î}nes her{tz\|z}en #spehen·:[[3 i¬ûf sînes herzen spehen~i, also: ›zum Auskundschaften seines Herzens‹.]]
		›%Vri#vnt, l{a\|â} / mich d{i\|î}ne {tz\|z}#vngen #sehen·!‹,
		#vn#d mer/kent, wie #sie #s{i\|î} ge#stalt.
		[kl #vn#d kl] i#st #sie dan/ne #swebel<<vare·
		%Oder n{a\|â}teren<<v{e\|ê}ch[[3 i¬nâternvêch~i adj. ›bunt wie eine Natter‹ (Le II, Sp. 40).]] / – des nement ware· –,
		%S{o\|ô} i#st der #selbe / #vntr{uw\|iuw}en balt·. /