Verbreitung und Bezeichnung: Bei der sog. Alment handelt es sich um das »erfolgreichste Strophenmuster im Bereich des Spruchsangs der ersten Hälfte des 13. Jh.s« (Brunner, S. 37). Dies erklärt sich aus dem (für das Hochmittelalter ungewöhnlichen) Befund, dass der Ton schon früh von vielen verschiedenen Autoren benutzt wurde: Als Tonerfinder gilt Meyster stolle – ihm schreibt (auf fol. 2r) die Jenaer Liederhandschrift, die nach dem Tonautorenprinzip organisiert ist, ihr Alment-Korpus zu (dazu ausführlich Kornrumpf/Wachinger, S. 359–376). Eingesetzt wird der Ton aber auch schon von Bligger von Steinach, Hardegger, Marner, von Wengen, dem Tugendhaften Schreiber und Boppe (vgl. Brunner, S. 37). Die Tonbezeichnung, die die Kolmarer Liederhandschrift überliefert, rekurriert auf ein ›gemeinschaftliches Grundeigentum‹ bzw. auf das ›Recht der gemeinschaftlichen Nutzung‹ (MWB I, Sp. 161f.) und »indiziert also schon die häufige Entlehnung des Tones« (Zapf, S. 29f., dazu auch Kornrumpf/Wachinger, S. 381–383). Rege Verwendung findet die Alment dann auch im Meistersang und noch in nachreformatorischer Zeit – damit ist sie »neben dem Frau-Ehren-Ton Reinmars von Zweter der älteste kontinuierlich bis ins 17. Jh. gebrauchte Spruchton« (Kornrumpf, Sp. 356). Eng angelehnt an die Tonstruktur der Alment sind die Töne Bruder Wernhers, der als wichtigster Repräsentant der sog. Almentgruppe gilt (Brunner, S. 308).
Form: Kanzonenstrophe, die formal besonders durch den Wechsel von kurzen Zeilen, langen Zeilen und Langzeilen auffällt (Frühform, Schema nach Brunner, S. 37; Zapf, S. 32, spaltet die Langzeile auf und kommt dadurch zu einer Strophe mit 15 Versen):
.7a .7a .4b .5-c / .7d .7d .4b .5-c // .4e .5-f .4e .7-f .7g .4x 5g.
Melodie: Die älteste, in J erhaltene Melodie vom Typ der Rundkanzone hat folgende Struktur (nach Brunner, S. 37f., ausführlicher Brunner, S. 256–258; Melodie ediert in Brunner, S. 387–392):
α+β. α+γ. β1 δ. / α+β. α+γ. β1 δ. // ε β2. ε δ1. δ2. ζ/δ.
Stephanie Seidl