Überlieferung: C überliefert sechs Strophen des Tons, von denen sich fünf in A und drei in B finden; alle Strophen sind unter Walther überliefert. Die Str. C Wa 10–12 (fol. 125vb) sind durch ein Verweiszeichen mit den später eingetragenen C Wa 364–366 (fol. 141vb–142ra) verbunden, wobei das Verweiszeichen neben C 11 und C 364 angebracht ist. Die Anordnung der drei Strophen in B deckt sich mit der in C (B Wa 6 7 8 = C Wa 10 11 12), A hingegen hat eine signifikant abweichende Reihenfolge (A 80 81 82 83 84 = C 12 364 365 366 10 11).
Die Forschung hat die Zusammengehörigkeit der einzelnen Strophen zu einem oder mehreren Zyklen diskutiert (vgl. u. a. Kracher, S. 194–206; Ruck, S. 32f. und 38f.; Hofmeister, S. 68–73).
Form: .4a .4a .5-b / .4c .4c .5-b // .3-d .4e .5-f / .3-d .4e .5-f
Kanzonenstrophe mit Terzinenstollen und doppeltem Abgesang.
Bezeichnung: Die Tonbezeichnung ›Ottenton‹ ist durch die Überlieferung nicht gedeckt, sondern von der Forschung geprägt, die lange Zeit Otto IV. als Auftraggeber der Strophen erwogen hat (gegen diese These vgl. Audretsch und Hatto, bes. S. 542f. und 546–551). Die Meistersingerhandschriften des 16. und beginnenden 17. Jh. führen den Ton unter der Bezeichnung ›Feiner Ton‹.
Melodie: Zum Ottenton ist in drei Meistersingerhandschriften, die keine für Walther bezeugten Strophen beinhalten, eine Melodie überliefert: Breslau, UB, Ms. 1009 (Melodie p; seit 1945 verschollen); Nürnberg, Landeskirchliches Archiv, Fen.V.182.4° (Melodie o); Nürnberg, Stadtbibliothek, Will III.784 (Melodie n). V. 7.10 sind gegenüber der in ABC überlieferten Walther-Strophen »um zwei Silben verlängert« (Brunner, S. 293). Da es sich um sehr junge und daher entstehungsferne Aufzeichnungen der Melodie handelt, ist ihre Aussagekraft hinsichtlich einer möglichen ›originalen‹ Melodie zu Walthers Ottenton eingeschränkt. Schematisch lässt sich die Melodie der ältesten Überlieferung in p wie folgt wiedergeben (nach Brunner, S. 33):
α β γ. *:|| δ. α1 α2. | δ. α1 γ1.
Die Melodie ist in den jüngeren Hs. (Mel. o und n) »vereinfacht und der der metrischen Struktur vollständig gleich gemacht« (Brunner, S. 34), während die hier angegebene Melodie nach p zwar ebenfalls mit der Doppelung des Abgesangs parallel läuft, dann aber in eine abweichende letzte Zeile mündet, die melodisch an den Aufgesang anschließt. Zu einem symmetrischen und unsymmetrischen Gliederungsprinzip, die einander »im Text wie in der Melodie [durchkreuzen]« (Mohr, S. 42) vgl. Mohr, bes. S. 41–43.
Sarah Hutterer