Überlieferung: Der namenlose Ton IV ist in B und C überliefert. In C finden sich vier Strophen, in B fehlt die zweite C-Strophe, die anderen Strophen sind in derselben Reihenfolge und nahezu textidentisch überliefert. Da die Metrik zwischen den einzelnen Strophen (insbesondere zwischen den Strophen C I/II und C III/IV sowie den entsprechenden B-Strophen) abweicht (so hat etwa der zweite und vierte Vers in C III/IV eine Hebung mehr), geht die Forschung bisweilen von zwei Tönen bzw. von einem Ton mit Tonvarianz aus (so etwa Plenio, S. 264 oder noch Wa/Co). Häufiger wurden jedoch in den ersten beiden Strophen Texteingriffe vorgenommen, um ein einheitliches metrisches Schema zu schaffen.
Form: 6-a 6*7b / 6-a 6*7b // 5b 5c 5c
Siebenzeilige Stollenstrophe; der erste Vers des Abgesangs ist an den b-Reim des Aufgesangs angereimt. C II,1, C III,3 und C IV,5 bzw. B II,3 und B III,5 sind unterfüllt, C II,6 ist überfüllt, Hebungsprall oder Tonbeugung in C IV,3. Nach Brunner weist der Ton »keine der für die Spruchtöne typischen Besonderheiten auf« und lässt sich »vielmehr typologisch den Liedtönen zuordnen« (S. 29).
Die drei bzw. vier Strophen bilden einen so engen inhaltlichen Verbund, dass sie von großen Teilen der Forschung als zusammengehöriges Bar wahrgenommen werden. Grund dafür ist vor allem der einleitende anaphorische Wehe-Ruf, der sich in allen B-Strophen findet; er wird vielfach auch für die zweite C-Strophe konjiziert. Inhaltlich durchzieht alle vier Strophen das geistliche Thema der Vorsorge im Diesseits für das künftige Glück im Jenseits, in den ersten beiden Strophen wohl verbunden mit dem Aufruf zum Kreuzzug, während die beiden Folgestrophen das Thema allgemeiner behandeln. Bisweilen wurden Strophenumstellungen erwogen; so plädiert etwa Wilmanns für die Reihenfolge III IV I II, sein Nachfolger Michels (in Wilmanns) für I III IV II und Pfeiffer für II I III IV.
Das Lied (bzw. das Bar) ist nicht eindeutig datierbar, aufgrund der Kreuzzugsthematik in den ersten beiden C-Strophen wird es entweder in die Zeit des vierten Kreuzzugs (1203/04) oder in die Zeit des fünften Kreuzzugs (1227–29) gesetzt. Wa/La deutet den in C II,1 erwähnten wint als Anspielung auf den Dezembersturm des Jahres 1227, sieht darin aber auch eine Metapher für den Bann Papst Gregors IX. gegen Friedrich II. Solche Bezüge sind freilich unsicher, da Naturkatastrophen ganz allgemein zur eschatologischen Topik gehören.
Björn Reich